Interview Jäger und Veganerin

Jäger und Kitzrettung? Wie passt das zusammen?

Ich möchte auf Fleischgenuss nicht verzichten, aber stehe seit Jahren der industriellen Massentierhaltung eher kritisch gegenüber. Es werden über eine Milliarde Küken jedes Jahr geschreddert, es gibt Smiley-Wurst für Kinder und es ist nicht lustig, dass dafür ein Tier getötet wird.
Ich finde es schrecklich, dass bei 40 Grad Tiere durch halb Europa verfrachtet werden und das teilweise ohne Wasser.

Das muss alles nicht sein, aber das ist eben Angebot und Nachfrage. Der Kunde nöchte kein Geld ausgeben und am besten für fünf Bratwürstchen 99 Cent zahlen, hat aber auf der anderen Seite für 2000 Euro einen Webergrill im Garten stehen. Ich finde das passt alles nicht mehr zusammen. Die Leute wollen von morgens bis abends Fleisch essen. Vor 20 Jahren gab es den Sonntagsbraten und an einem anderen Tag gab es noch Fisch und das wars. Heute ist der Konsum im Überfluss und das passt alles nicht mehr zusammen. Vor einem Jahrzehnt gab es noch einen Schlachthof in jeder kleineren Stadt und das war dann regional und auch noch in einem gesunden Ausmaß. Nicht so wie heute, wo die Tiere aus Massentierhaltung durch ganz Europ gefahren werden.

Deswegen gehe ich jagen. Mehr Biofleisch geht nicht. Und ich würde Jedem, der nicht auf Fleisch verzichten möchte, einmal raten selber ein Tier zu jagen, erlegen und auseinander zu nehmen (zerwirken). Dann daraus eine Wurst zu machen. Dann hat man sicherlich auch einen anderen Respekt vor dem Stück Fleisch, welches vor einem liegt.

Thema Wölfe: Was sagst du zu den immer mehr gesichteten Wölfen?

Erstmal grundsätzlich ist das ein wunderbares Tier. Jedoch lässt man ihn sich unaufhaltsam vermehren. 
In so einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland mit über 80 Millionen Einwohnern ist er hier jedoch falsch. Vor 150 Jahren als der Wolf ausgerottet wurde, gab es in Deutschland 40 Millionen Einwohner. Die Anzahl der Menschen hat sich also in der Zeit verdoppelt. Und das ist auch das Problem.

Wir rauben der Natur jeden Tag 100 Hektar für Industrieflächen, Autobahnbau, Straßen, Infrastruktur, Wohnungsbau. Das heißt wir rauben auch dem Wild jeden Tag 100 Hektar Fläche Lebensraum.

Das Problem ist mit dem Wolf, viele Befürworter sagen, dass der Wolf sich anpasst und die Natur das reguliert. Aber welche Natur? Wir haben angefangen unsere Gärten einzuzäunen. Jeder Schäfer zäunt sein Schafsgehege ein und hält teilweise Kangals gegen den Wolf. Das ist doch keine Natur mehr. Und wie soll sich die Natur selber regulieren, wenn wir in jedes Stück Natur/Wald eine Autobahn/Landstraße setzen oder Industriegebäude setzen. Wenn es im Winter schneit und in Hochlagen Schnee liegt, dann müssen die Tiereversuchen etwas tiefer zu gehen. Aber das können sie teilweise gar nicht mehr, weil dort ja überall der Mensch ist.

Es werden jetzt schon Haus- und Hofhunde, Pferde und Kühe angegriffen und getötet.

Eins ist sicher: Der Spaziergänger wird nicht zuerst angegfriffen, aber vielleicht der Hund, den er dabei hat. Es gibt jetzt schon Videos wo Hunde angegriffen, gerissen und getötet werden.

Ich mache mir tatsächlich Sorgen. Jetzt sind wir bei 2000 Wölfen. In 3-4 Jahren werden wir bei 3000 oder 4000 Wölfen sein.

Der Wolf wird sich immer weiter populieren und immer mehr Wild aufessen und danach immer mehr auf Kühe, Schweine, Schafe und auch Pferde gehen.

Schätzt du es als gefährlich für den Menschen ein?

Auf Dauer schätze ich das über die nächsten Jahre schon so ein. Das wird ein paar treffen. Ein gutes Beispiel ist folgendes: Ein junger Hai beißt in einen Surfer und stellt dann fest, dass Neopren nicht schmeckt. Und junge Wolfsrüden sind auch neugierig und auch hungrig. Und dann werden sie den Hund an der Leine zerfleischen. Der Besitzer möchte dann seinem Hund helfen und wird dann auch schwere Verletzungen davon tragen. Und das wird auf uns zukommen. Davon bin ich überzeugt.

Das Problem ist, dass wir in einem sehr hysterischen Land leben und die Hysterie wird kommen, sobald ein Mensch oder Hund verletzt wird. Das wird dann so wie vor 10 Jahren kommen mit Bruno, dem Bären. Den Bär hätte man gut einfangen können, aber es wurden aus dem Ausland Suchhunde eingeflogen, weil unsere Suchhunde scheinbar nicht gut genug sind, und dann wurde Hetze und Jagd auf Bruno gemacht. Das finde ich absolut nicht okay.

Ich glaube leider, dass irgendwann die Jäger vor den Karren gespannt werden, um Wölfe zu schießen, weil es einfach zu viele werden.

In Schweden leben die Menschen schon seit Jahrzenten mit Wölfen. In Schweden gibt es jedoch auch nur 300 Wölfe. Dort wird der Bestand reguliert. Hier wird wieder alles ausarten.